Du musst kein:e Fast-Fashion-Händler:in sein, um die Geschwindigkeit und Effizienz zu schätzen, mit der sie arbeiten. Es ist beeindruckend, wie schnell sie Designs vom Laufsteg auf den Markt bringen, sowohl online als auch in Geschäften.
Das Beste daran ist, dass du von der Fast-Fashion-Branche lernen kannst, wenn es darum geht, deinen Workflow der Produktfotografie zu optimieren. In der heutigen Welt des E-Commerce ist es entscheidend, deinen Fotografieprozess zu straffen, um deine Produkte so schnell wie möglich zu deinen Kund:innen zu bringen.
Wenn du den sechs Schritten in diesem Leitfaden zur Optimierung deiner Produktfotografie folgst, kannst auch du wie die Fast-Fashion-Händler:innen fotografieren.
1. Plane dein Shooting
Du solltest von Anfang an eine Vorstellung davon haben, wie dein Shooting-Tag ablaufen wird – und zwar bevor du das Studio betrittst. Organisiere dich. Sammle alle Materialien, die du für dein Produktshooting benötigst, recherchiere Antworten auf brennende Fragen, koordiniere dich mit Fotograf:innen und Models und stelle sicher, dass alle auf dem gleichen Stand sind.
Du brauchst keine hochkomplexen Projektmanagement-Tools oder ausgefallene Fotobearbeitungs-Apps.
Was du brauchst? Ein Call Sheet und eine Shot-Liste.
Deine Shot-Liste ist ein lebendiges Dokument, das mehrere Funktionen erfüllt. Die Shot-Liste:
- führt die zu fotografierenden Produkte auf,
- weist auf Merkmale hin, die hervorgehoben werden müssen (wie Stickereien oder andere Details, die deine Fotograf:innen möglicherweise nicht selbst erkennen),
- gibt an, wie dein Produkt getragen wird (z. B. liegend oder am Körper),
- zeigt an, welches Model oder welche Puppe verwendet wird,
- enthält praktische Details, wie zum Beispiel, ob das Produkt bereits vor Ort ist.
Du solltest die Shot-Liste während deines Shootings griffbereit haben und sie im Laufe des Tages aktualisieren, um sicherzustellen, dass du keinen wichtigen Shot vergisst.
Ein Call Sheet ist ein Dokument, das grob den Zeitplan, den Ort und das Team für das Shooting festlegt. Es verdankt seinen Namen den „Call-Zeiten“ für jedes Teammitglied: Mit anderen Worten, wann jede Person ankommen muss.
Du möchtest nicht, dass ein Model stundenlang herumsteht, während du noch mit dem Setaufbau beschäftigt bist. Versuche, dein Call Sheet eine Woche im Voraus zu versenden, um den Zeitplan mit allen Beteiligten abzustimmen. An diesem Punkt deiner Vorbereitungen denkst du noch gar nicht an den Bearbeitungsprozess. Wichtig ist jetzt nur, dass du die bestmöglichen Produktfotos machst. Die Bearbeitung kommt später.
2. Bereite dein Studio vor
Einheitlichkeit ist der Schlüssel in der Produktfotografie. Du möchtest, dass die Aufnahmen von Shot zu Shot und von Shooting zu Shooting einheitlich aussehen. Also dokumentiere dein Setup gründlich. Verwendest du natürliches Licht? Wie wird das Wetter sein, wenn du draußen oder in der Nähe von Fenstern fotografierst? Das sind alles wichtige Fragen, die du in der Vorbereitungsphase klären solltest.
Dokumentiere die Position deiner Lichter, deiner Kamera und deiner Produkte, damit du dein Setup an zukünftigen Terminen reproduzieren kannst.
Wenn du dein Studio von Grund auf neu aufbaust, benötigst du eine DSLR-Kamera, ein Stativ, einen weißen Hintergrund, einen Schaumstoffreflektor und eine Lichtquelle.
Schütze dein Studio vor Unfällen. Wickele Kabel auf und klebe sie fest, um Stolperfallen zu vermeiden. Verwende kostengünstige Lösungen wie Gaffer Tape, Klettverschluss, Kabelbinder, Sandsäcke und Klemmen, um teure Unfälle zu verhindern.
3. Style dein Produkt
Bringe deine Produkte zum Strahlen, indem du sie vor dem Shooting vorbereitest und zwischen den Aufnahmen stylst. Ja, die Fotobearbeitung spielt eine wichtige Rolle, um die bestmögliche Produktfotografie zu erzielen. Du kannst dir aber viel Zeit und Mühe sparen, indem du deine Produkte während des Shootings gut stylst.
Entferne alle Etiketten, Aufkleber oder andere sichtbare Beschriftungen. Achte auf Schäden, die während des Transports entstanden sein könnten; Kleidungsstücke legen häufig viele Kilometer zurück und reisen auf rauen Straßen. Repariere alle Schäden, die du findest.
Bügle oder dampfe dein Produkt am Tag des Shootings, um unschöne Falten zu vermeiden. Fusselrollen können schnell Staub, Fäden und andere unerwünschte Fussel entfernen.
Styling ist viel mehr als nur attraktive Outfit-Kombinationen oder kreative Requisiten zu finden.
Wenn du Bekleidung auf einem Model oder einer Puppe fotografierst, verwende Clips, Nadeln und Klebeband, um eine schmeichelhafte Passform zu erzeugen. Es kann sich auch lohnen, professionelle Stylist:innen zu engagieren – sie bringen ihr eigenes Equipment und Ideen mit und ermöglichen es dir, die übergeordneten Aspekte des Shootings zu managen.
Wenn du nicht das Budget für ein Model hast und die Ablenkung durch Puppen in deinen Produktbildern vermeiden möchtest, kannst du eine 3D-Nachbearbeitungstechnik namens „Ghosting“ oder die „unsichtbare Puppe“ verwenden.
Wenn du Bilder mit unsichtbaren Puppen möchtest, musst du das im Voraus planen, damit du die richtigen Aufnahmen machst. Später wirst du mehrere Bilder in der Nachbearbeitung kombinieren.
4. Mache dein Foto
Die eigentliche Aufnahme deines Bildes sollte nach der Vorbereitung und dem Setup recht einfach sein. Die richtige Vorbereitung deines Workflows der Produktfotografie ermöglicht es dir, den Moment zu genießen. Die Optimierung der Bilder kommt später.
Nimm dir etwas Zeit, um Testaufnahmen zu machen und deine Kameraeinstellungen anzupassen. Wenn du mit Blende, ISO, Weißabgleich und all den anderen Symbolen und Abkürzungen auf deiner Kamera nicht vertraut bist, nimm dir etwas Zeit, um diesen (englischsprachigen) Leitfaden für DIY-Kameraeinstellungen durchzulesen.
Verwende Software zur Bildaufnahme. Capture One Pro und Adobe Lightroom sind zwei leistungsstarke und beliebte Programme, die deinen Workflow der Produktfotografie beschleunigen und gleichzeitig die Bildqualität verbessern können. Beide können direkt mit den meisten Kameras verbunden werden und ermöglichen es dir, deine Bilder sofort zu überprüfen, zu katalogisieren und anzupassen.
Der jährliche Preis von 349 € für Capture One Pro ist erheblich teurer als Adobes Creative Cloud Photography-Plan ab 11,89 € pro Monat (der Photoshop und Lightroom bündelt), aber beide bieten kostenlose Testversionen, damit du ihren Wert beurteilen kannst. Wenn du statische Produkte oder Flat Lays fotografierst, möchtest du vielleicht dein Bild direkt vom Computer aus mit einem Klick auf die Leertaste aufnehmen, anstatt den Kameraknopf zu drücken. Wenn du Produkte in Bewegung fotografierst, wie an einem Model, solltest du hinter der Kamera stehen, um den Moment wirklich zu sehen. Mache so viele Aufnahmen wie nötig, um ein finales Bild zu erhalten, auf das du stolz bist.
5. Bearbeite deine Bilder
Nachdem du deine Bilder aufgenommen hast, ist es Zeit, sie für deinen Online-Auftritt zu bearbeiten. Dein grundlegendes Ziel in der Nachbearbeitung ist es, Kund:innen das Browsen zu erleichtern und die Conversion Rates durch hochwertige und bandbreitensparende Bilder zu erhöhen. Du möchtest, dass deine Seiten schnell laden, ohne die Auflösung zu beeinträchtigen.
Einheitlichkeit bedeutet Qualität, wenn es um Produktbilder geht. Du möchtest denselben Hintergrund, dieselben Ränder, dieselbe Ausrichtung, dieselbe Schattierung und andere gemeinsame Eigenschaften in deinen Bildern verwenden. Einheitlichkeit hält den Fokus der Kund:innen auf den Produkten. Spielereien wie wechselnde Hintergründe lenken da nur ab. Einheitliche Bilder sprechen außerdem für deine Liebe zum Detail. Und das wiederum erhöht deine Professionalität in den Augen deiner Kund:innen.
Die Nachbearbeitung von Produktfotos lässt sich in zwei Phasen unterteilen: die Batch-Verarbeitung und die Einzelverarbeitung. Bei der Batch-Verarbeitung passt du alle Bilder gleichzeitig an. Das ist besonders praktisch, um Zeit zu sparen und wiederholte Arbeitsschritte zu vermeiden. Mit Programmen wie Lightroom kannst du beispielsweise Farbkorrekturen für eine große Anzahl von Fotos auf einmal durchführen. Auch kostenlose Fotobearbeitungssoftware bietet oft grundlegende Batch-Funktionen. Für anspruchsvollere Aufgaben eignet sich Adobe Photoshop, das durch die Verwendung von Photoshop Actions besonders leistungsstark ist. Mit Actions kannst du eine Reihe von Bearbeitungsschritten aufzeichnen und automatisch auf alle ähnlichen Bilder anwenden – ideal für Anpassungen wie Belichtung, Kontrast, Farbton und Größenänderung.
Die Einzelverarbeitung hingegen ist für Arbeitsschritte erforderlich, die ein hohes Maß an Präzision verlangen. Dazu gehört beispielsweise das Entfernen des ursprünglichen Bildhintergrunds, um ihn durch reines Weiß zu ersetzen.
Ein gut durchdachter Bearbeitungsworkflow, der Batch- und Einzelverarbeitung kombiniert, spart Zeit und sorgt dafür, dass deine Fotos professionell und einheitlich aussehen – selbst wenn du Hunderte von Bildern bearbeiten musst.
Ein weißer Hintergrund eliminiert Ablenkungen und reduziert gleichzeitig die Dateigröße, da weiße Hintergründe weniger Details speichern. Selbst erfahrenste Bildbearbeiter:innen benötigen möglicherweise einige Minuten, um den Hintergrund (auf Englisch) eines Bildes zu entfernen und dabei eine professionelle Qualität zu wahren.
Überlege, ob du die Nachbearbeitung auslagern möchtest. Digitale Prozesse eignen sich hervorragend für Outsourcing, da kein physischer Übergang notwendig ist, ein globaler Pool qualifizierter Arbeitskräfte zur Verfügung steht und oft schnelle Bearbeitungszeiten möglich sind. Die größten Herausforderungen dabei liegen im Management, in der Kommunikation und in der Sicherstellung, dass deine Qualitätsstandards konsequent eingehalten werden.
Das Outsourcing der Nachbearbeitung kann dir Zeit und Geld sparen, wenn du die richtigen Partner:innen findest.
Wenn du nach Partner:innen für die Bildbearbeitung suchst, solltest du mehr als nur den Preis berücksichtigen. Überprüfe Bewertungen und frühere Arbeiten, um sicherzustellen, dass sie die Qualität erreichen können, die du benötigst. Achte darauf, ob sie sozial verantwortlich sind, leicht zu erreichen sind (Sprache, Zeitzone, Supportzeiten, telefonische Erreichbarkeit usw.) und ob sie mit deinen Bedürfnissen skalieren können.
6. Überprüfen und Veröffentlichen
Egal, ob du die Nachbearbeitung auslagerst oder intern erledigst: Lass deine Bilder von jemand anderem überprüfen – sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich technischer Spezifikationen. Hochwertige Produktfotos zu erstellen, ist immer ein Teamprojekt.
Wenn du selbst sowohl Bearbeiter:in als auch Prüfer:in bist, läufst du Gefahr, das zu sehen, was du erwartest, statt das, was tatsächlich vorhanden ist. Ein frischer Blick im Überprüfungsprozess kann dir peinliche Fehler und unnötige Rückschläge ersparen.
Sobald du sicher bist, dass deine Produktbilder bereit für deinen Online-Shop sind, kannst du sie in Shopify hinzufügen. Gehe direkt über dein Shopify-Konto, um Bilder für deine Produkte hochzuladen. Ergänze später Variantenbilder, wenn nötig.
Vorhersehbarer Workflow, vorhersehbare Qualität
Du hast deinen Workflow der Produktfotografie erstellt, dokumentiert und durchlaufen: Mach es jetzt gleich noch einmal! Passe die Abläufe bei Bedarf an. Mit mehr Übung wirst du mit der Zeit immer schneller. Und schon bald wird dein Workflow zu einer perfekt abgestimmten Maschinerie, die reibungslos läuft.
Ein effizienter Fotografie-Workflow hängt nicht vom Budget ab, sondern von Planung und Bewusstsein. Indem du die oben genannten Tipps zur Produktfotografie befolgst, kannst du deinen Workflow optimieren und perfektionieren.
Achte auf Branchentrends und folge relevanten Thought Leadern. Halte Ausschau nach neuen Techniken und experimentiere mit neuer Technologie. Wenn du gut informiert und organisiert bist, kannst du so schnell produzieren wie die alten Hasen.
Über den Autor: Thomas Kragelund ist CEO und Gründer von Pixelz, einem führenden Partner für Produktbilder für Internet-Händler:innen, Designer:innen, Fotograf:innen und Webmaster:innen weltweit.
FAQ zum Workflow der Produktfotografie
Welche 6 Schritte gehören zu einem Workflow der Produktfotografie?
- Plane dein Shooting.
- Bereite dein Studio vor.
- Style dein Produkt.
- Mache dein Foto.
- Bearbeite deine Bilder.
- Überprüfe und veröffentliche deine Bilder.
Was umfasst die Produktfotografie?
Produktfotografie bezieht sich auf den Prozess des Aufnehmens, Stylens, Bearbeitens und Fotografierens von Produkten, die in einem Einzelhandelsgeschäft oder online verkauft werden sollen. Produktfotografie spielt eine entscheidende Rolle im E-Commerce.
Wie organisiere ich meine Produktfotografie?
Erfolgreiche Produktfotografie basiert auf einem Plan und dem besten Versuch, sich an diesen Plan zu halten. Dazu gehört, sich lange im Voraus auf das Shooting vorzubereiten, organisiert zu bleiben, zu wissen, welche Art von Aufnahmen du machen möchtest, und die richtigen Werkzeuge vor, während und nach dem Shooting zu verwenden.