Ein Gewerbeschein ist in der Regel der erste Schritt in die Selbstständigkeit. Dabei ist es ganz egal, ob du ein sogenanntes Nebengewerbe neben deinem eigentlichen Job starten möchtest oder deine Idee in einem vollumfänglichen Gewerbebetrieb umsetzen willst – um einen Gewerbeschein kommst du dabei nicht herum. Aber was genau ist ein Gewerbeschein? Wofür brauchst du ihn? Und wie erhältst du ihn? Diese und weitere relevante Fragen zum Thema Gewerbeschein klären wir in diesem Blogbeitrag.
Brauche ich einen Gewerbeschein, wenn ich online verkaufe?
Wenn du regelmäßig und mit einer Gewinnerzielungsabsicht online Produkte verkaufst oder Dienstleistungen anbietest, benötigst du einen Gewerbeschein und musst somit ein Gewerbe anmelden.
Was ist ein Gewerbeschein?
Ein Gewerbeschein ist eine amtliche Bestätigung, die verbindlich dokumentiert, dass du ein Gewerbe angemeldet hast. Ein Gewerbe musst du in Deutschland genau dann anmelden, sobald du eine selbstständige und auf Gewinnerzielung ausgerichtete Tätigkeit praktizierst. Die Ausnahme bilden dabei Freiberufler:innen wie Ärzt:innen, Anwält:innen oder Künstler:innen - diese benötigen keine Gewerbeanmeldung und somit auch keinen Gewerbeschein.
Wer braucht einen Gewerbeschein?
Einen Gewerbeschein beantragen sollte jede:r, die bzw. der ein Gewerbe betreiben möchte. Dazu zählen folgende Unternehmensformen:
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GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts)
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OHG (Offene Handelsgesellschaften)
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GmbH (Gesellschaften mit beschränkter Haftung)
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UG (Unternehmergesellschaft)
Falls du dir dennoch nicht sicher bist, ob deine Tätigkeit gewerbepflichtig ist, kannst du dich beim Gewerbeamt über die speziell auf dich zutreffenden Regelungen erkundigen. An dieser Stelle wollen wir nochmals erwähnen, dass Freiberufler:innen anderen gesetzlichen Regelungen unterliegen und ihre Tätigkeit daher lediglich beim Finanzamt anmelden müssen.
Lesetipp: Steuernummer beantragen? Wir erklären dir, wie das funktioniert.
Welche Unterlagen sind für die Gewerbeanmeldung notwendig?
Um dein Gewerbe anzumelden, benötigst du abhängig von der Art deines Gewerbes verschiedene Unterlagen:
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Gültiger Personalausweis oder Reisepass: Zur Identifikation des Antragstellers bzw. der Antragstellerin.
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Anmeldeformular: Dieses erhältst du entweder vor Ort beim Gewerbeamt oder vorab online.
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Nachweis der Adresse: Das Vorlegen eines Wohnsitznachweises kann erforderlich sein. Nutze hierfür am besten deine Meldebescheinigung.
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Gewerbeerlaubnis (falls erforderlich): Solltest du ein reglementiertes Gewerbe wie beispielsweise ein Gaststättengewerbe oder einen Handwerksberuf gewerblich anmelden wollen, benötigst du eine Gewerbeerlaubnis.
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Polizeiliches Führungszeugnis: Unter Umständen wirst du gebeten, ein polizeiliches Führungszeugnis vorzulegen. Das ist jedoch nur bei bestimmten Gewerbearten, wie beispielsweise dem Bewachungsgewerbe, notwendig.
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Handwerkskarte: Falls dein Gewerbe in die Handwerksordnung fällt, solltest du bei deiner Gewerbeanmeldung deine Handwerkskarte dabei haben.
Je nach Region und Gewerbeart kann es sein, dass du weitere Unterlagen für deine Gewerbeanmeldung und somit den Erhalt deines Gewerbescheins bei der zuständigen Behörde vorlegen musst. Informiere dich daher vorab bei deinem Gewerbeamt. So stellst du sicher, dass du bei deinem Termin alle Dokumente parat hast.
Schritt-für-Schritt-Anleitung Gewerbeanmeldung
Deine Gewerbeanmeldung erfolgt bei der für dich zuständigen Behörde. Je nach Region kann das entweder das Ordnungsamt, Gewerbeamt oder Bürgeramt sein. Diese Schritte solltest du dabei unbedingt beachten, um deine Gewerbeanmeldung reibungslos durchzuführen und schlussendlich auch deinen Gewerbeschein zu erhalten:
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Formular ausfüllen: Das sogenannte Gewerbeanmeldeformular erhältst du entweder vor Ort bei der jeweiligen Behörde oder kannst es vorab online herunterladen. Achte in jedem Fall darauf, das Formular sorgfältig auszufüllen und überprüfe alle relevanten Daten wie Name, Adresse und Art des Gewerbes auf Vollständigkeit und Richtigkeit.
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Unterlagen einreichen: In jedem Fall benötigst du für deine Gewerbeanmeldung einen gültigen Personalausweis oder Reisepass. Bei bestimmten Gewerben wie beispielsweise dem An- und Verkauf von Edelmetallen, Schmuck und Computern, aber auch dem Vermitteln von Partnerschaften oder Unterkünften kann ein polizeiliches Führungszeugnis notwendig sein. Auch eine Gewerbeerlaubnis kann erforderlich sein, wie beispielsweise im Bewachungsgewerbe.
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Gebühr bezahlen: Die Kosten für eine Gewerbeanmeldung betragen je nach Stadt bzw. Gemeinde zwischen 20 und 60 Euro.
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Gewerbeschein erhalten: Nach deiner Gewerbeanmeldung erhältst du deinen Gewerbeschein in der Regel wenige Tage später per Post.
Lesetipp: Kleingewerbe anmelden? So solltest du dabei vorgehen!
Voraussetzungen für die Gewerbeanmeldung
Sicherlich hast du dir schon einmal die Frage gestellt, ob es bestimmte Voraussetzungen für den Erhalt eines Gewerbescheins gibt. Tatsächlich gibt es Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit du ein Gewerbe anmelden kannst.
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Mindestalter von 18 Jahren: Für die Gewerbeanmeldung musst du mindestens 18 Jahre alt sein. Aber auch Minderjährige können einen Gewerbeschein erhalten, sofern sie eine Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erhalten.
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Erforderliche Qualifikationen: Möchtest du ein reglementiertes Gewerbe anmelden, wie z. B. im handwerklichen oder gastronomischen Bereich, musst du entsprechende Nachweise über deine fachliche Eignung vorlegen.
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Wohnsitz oder Geschäftsadresse in Deutschland: Um einen Gewerbeschein zu erhalten, muss dein Wohnsitz bzw. deine Geschäftsadresse nachweislich in Deutschland liegen.
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Keine Ausschlussgründe: Solltest du im Zuge eines Gerichtsurteils oder aus anderen rechtlichen Gründen von der Ausübung eines Gewerbes ausgeschlossen sein, darfst du kein Gewerbe anmelden.
Auch hier variieren die genauen Voraussetzungen je nach Gewerbeart und Bundesland. Wir raten dir, dich auch hier vor der Anmeldung bei deinem zuständigen Gewerbeamt zu informieren.
Lesetipp: Gewerbe anmelden unter 18? In diesem Beitrag erklären wir dir, wie du auch als Minderjährige:r ein Gewerbe anmelden kannst.
Was passiert nach der Anmeldung?
Wenn du dein Gewerbe erfolgreich angemeldet hast, werden andere Institutionen automatisch darüber informiert. Dazu zählen:
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Finanzamt: Vom Finanzamt bekommst du einen Fragebogen bezüglich der steuerlichen Erfassung. Darin wirst du gebeten, deine zukünftige Einkommenssituation zu schildern.
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Berufsgenossenschaft: Da die Berufsgenossenschaft für die gesetzliche Unfallversicherung zuständig ist, wird auch diese über deine Gewerbeanmeldung informiert.
- Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer (HWK): Abhängig von der Art deines Gewerbes wirst du automatisch Mitglied - entweder in der IHK oder HWK.
Wie wirkt sich die Gewerbeanmeldung auf die Krankenversicherung aus?
Die Anmeldung deines Gewerbes kann sich auf deine Krankenversicherung auswirken. Bist du im Zuge deiner Gewerbeanmeldung hauptberuflich selbstständig, wirst du nicht mehr automatisch über die gesetzliche Krankenversicherung versichert. Nach dem Erhalt des Gewerbescheins musst du dich bei hauptberuflicher Selbstständigkeit also entweder freiwillig gesetzlich oder privat krankenversichern. Bist du jedoch nebenberuflich gewerblich tätig, bleibt deine bisherige Krankenversicherung bestehen.
Fazit
Ein Gewerbeschein bestätigt deine Gewerbeanmeldung und ist somit ein essenzieller Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Die Anmeldung eines Gewerbes und somit der Erhalt eines Gewerbescheins sind in der Regel unkompliziert und mit geringen Kosten verbunden.
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